Ansicht des Geschäfts Käthe Wohlfahrt in Berlin Kudamm bei Nacht in weihnachtlicher Beleutung

Weihnachten ist ihr Business: Die Erfolgsgeschichte von Käthe Wohlfahrt

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Die Tage werden kürzer, die Abende funkeln heller, und für viele beginnt die schönste Zeit des Jahres: Weihnachten. Doch was wäre Weihnachten ohne Christbaumkugeln, handgeschnitzte Krippen oder duftende Weihnachtspyramiden? Für all das und mehr steht der Name Käthe Wohlfahrt wie kaum ein anderer. Die traditionsreiche Marke hat sich weltweit als Synonym für Weihnachtszauber etabliert – und das mit einer Geschichte, die ebenso herzlich wie einzigartig ist.

Der Beginn einer leuchtenden Idee

1964 veränderte ein Besuch amerikanischer Freunde das Leben von Käthe Wohlfahrt und ihrem Ehemann Wilhelm grundlegend. Begeistert von einer Spieldose aus der sächsischen Heimat der Familie, wünschten sich die Freunde auch genau so eine Spieldose. Doch außerhalb der Weihnachtszeit war es fast unmöglich, eine zu finden.

Nach langem Suchen fanden die Wohlfahrts einen Großhändler, der jedoch nur bereit war, zehn Exemplare abzugeben. Kurzerhand kauften sie alle: Eine ging an die Freunde, die restlichen neun verkauften sie in einer amerikanischen Kaserne. Die Nachfrage war überwältigend der Grundstein für ein ganzjähriges Weihnachtsgeschäft war gelegt.

Vom Wohnzimmer in die Welt

In den 1970erJahren wagte das Ehepaar Wohlfahrt den nächsten Schritt: Sie gründeten ihr eigenes Unternehmen, das den Namen Käthe Wohlfahrt trug zunächst eine pragmatische Entscheidung, da Wilhelm Wohlfahrt noch bei einem Computerhersteller arbeitete. Doch mit der Zeit wurde aus der Idee eine internationale Erfolgsgeschichte.

Heute gibt es die Fachgeschäfte von Käthe Wohlfahrt in zahlreichen Ländern. Vom Herzen Deutschlands bis nach Japan oder die USA laden die Geschäfte dazu ein, das ganze Jahr über in eine festliche Weihnachtswelt einzutauchen. Besonders das Stammhaus in Rothenburg ob der Tauber, mit seinem Weihnachtsdorf, zieht Besucher aus aller Welt an.

Fünf verschieden farbige kleine Husar Nussknackerfiguren aus Holz
Das Weihnachtssymbol: Husar Nussknacker in Uniform. © Foto: Ruth-Janessa Funk

Bescheidenheit und Großzügigkeit

Obwohl Käthe Wohlfahrt dem Unternehmen ihren Namen gab, blieb sie stets bescheiden und zog es vor, im Hintergrund zu bleiben. „Es ist ein tolles Gefühl, dass mein Name auf der ganzen Welt bekannt ist,“ sagte sie einst. Doch sie überließ es meist ihrem Mann, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Ihre persönliche Freude am Schenken spiegelte sich nicht nur im Firmenmotto „Aus Freude am Schenken“ wider, sondern auch in ihrem persönlichen Umgang. Laut ihrem Enkel liebte sie es, anderen kleine Geschenke zu machen und so Freude zu verbreiten.

Weihnachtsträume mit Höhen und Tiefen

Mittlerweile verkauft das Unternehmen Weihnachtsschmuck in dritter Generation. 60 Prozent des Umsatzes macht Käthe Wohlfahrt zur Weihnachtszeit. Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten, musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Die Inflation macht auch vor Weihnachtschmuck nicht halt. Die Leute kaufen weniger.  Das Familienunternehmen musste im Laufe seiner Geschichte einige Herausforderungen meistern. Bereits im ersten Golfkrieg brachen die Umsätze um 30 Prozent ein – eine schwere Zeit für ein Geschäft, das von internationalem Tourismus lebt.

Die wohl größte Krise kam jedoch mit der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Durch die Schließung aller Weihnachtsmärkte und Geschäfte sanken die Umsätze zeitweise um bis zu 80 Prozent. Um die Insolvenz abzuwenden, beantragte das Unternehmen ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, das eine finanzielle Neuordnung ermöglichte. Dieser Rettungsplan ging zwar auf, doch er brachte einschneidende Veränderungen mit sich: Die Zahl der Ladengeschäfte weltweit wurde von über 20 auf 12 reduziert.

Trotz dieser Rückschläge bleibt Käthe Wohlfahrt ein Symbol für weihnachtliche Tradition und Handwerkskunst. Heute finden sich Filialen unter anderem in den USA und Barcelona, und auf Weihnachtsmärkten weltweit verbreiten die Produkte weiterhin festlichen Zauber. Das Unternehmen zeigt, wie man durch Anpassungsfähigkeit und den festen Glauben an die eigene Vision auch schwierige Zeiten überstehen kann.

Ein Vermächtnis der Weihnachtsfreude

Käthe Wohlfahrt verstarb 2018, doch ihr Vermächtnis lebt in jedem Produkt und in jeder Weihnachtspyramide weiter. Ihr Name ist heute untrennbar mit der Magie von Weihnachten verbunden. Was als kleiner Schritt begann, ist zu einer globalen Institution geworden, die Jahr für Jahr Millionen Menschen in festliche Stimmung versetzt.

Wer ein Geschäft von Käthe Wohlfahrt betritt, taucht in eine Welt ein, in der die Zeit stillzustehen scheint – eine Welt, in der Weihnachten nicht nur ein Fest ist, sondern ein Gefühl.


Titelbild: Käthe Wohlfahrt Filiale in Berlin am Kudamm.
Quellen: Eigene Recherche aus Notizen, Website von Käthe Wohlfahrt: www.kaethe-wohlfahrt.com, Interviews mit Familienangehörigen, berichtet in diversen Medienartikeln.