Das Nestlé-Video mit Frau Klöckner (unsere Landwirtschaftsministerin hat mit einem führenden Nestlé Manager ein Video gedreht) sorgt für Aufsehen und eine Welle der Kritik. Zu Recht, wie ich meine.
Heute ist #World Food Safety Day und macht weltweit auf das wichtige Thema Lebensmittelsicherheit aufmerksam. Aber wie sicher sind unsere Lebensmittel? Wie sicher sind die Produkte von Nestlé (Das Wort Lebensmittel passt ja hier irgendwie nicht so richtig). In dem Twitter-Video würdigt Frau Klöckner im Beisein von Herrn Boersch (Nestlé-Manager) die Bemühungen von Nestlé den Zucker-, Salz- und den Fettgehalt in seinen Produkten gesenkt zu haben. WOW! Als Mutter von drei Kindern ist gesunde Ernährung und vor allem die Reduktion von Zucker, Salz und schlechten Fetten in unseren Mahlzeiten ein Dauerinteresse und die Nestlé Produkte waren schon im Kindergarten bei uns der Warnhinweis schlechthin: Vorsicht bei Kinderjoghurts (Fruchtzwerge) – das sind versteckte Zuckerfallen! Und schaut man sich die Markenliste von Nestlé (Quelle: orange.handelsblatt.com) an, die liest sich als Who’s Who von Zucker und allem Süßen.
Die Website des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erklärt uns Bürgern die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie von Frau Klöckner wie folgt:
„Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) möchte Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützen, sich gesundheitsförderlich zu ernähren und dafür sorgen, dass verarbeitete Lebensmittel gesünder werden. Sie sollen weniger Energie, Zucker, Fette und Salz, aber dennoch ausreichend Nährstoffe, wie Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz hat daher einen klaren Fokus auf Fertigprodukte – insbesondere auch solche, die sich durch die Art ihrer Aufmachung an Kinder und Jugendliche richten.“
Ok verstanden, macht alles Sinn, bin da ganz bei Ihnen Frau Klöckner, aber wäre es nicht ihre Aufgabe, wenn sie schon Herrn Boersch neben sich stehen habe, den Deutschland-Chef von Nestlé, dem größten Lebensmittelkonzern der Welt, zu fragen was er alles an Reduktions- und Innovationsstrategien für seinen Konzern noch plant. Zu fragen, wie Nestlé uns Verbraucherinnen und Verbraucher in Zukunft noch besser aufklärt, wie ungesund deren Produkte für unsere Gesundheit und vor allem die unsere Kinder sind? (Liebe CDU auch das sind Zukunfts- und Umweltfragen.) Und dass der Konzern mehr Forschung und Innovationen fördern sollte, uns Kundinnen und Kunden einfach und transparent über die Lieferkette der Produkte aufzuklären. Als größten Lebensmittelkonzern der Welt sollte Nestlé hier Verantwortung übernehmen und durch Sie Frau Klöckner, als Vertreterin der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, dazu auch kritisch aufgefordert werden. Stattdessen sehen wir eine Ministerin mit einer unkritischen Nähe zur Wirtschaft. Das ist Industrielobbyismus und ein falsches Politik- und Amtsverständnis. Paul Ingendaay hat dies sehr lesenswert in einen Artikel in der FAZ beschrieben.
Das Wort Minister stammt aus den lateinischen und heißt eigentlich „Diener“. Als Bürgerin bekomme ich hier wieder mal den Eindruck, dass die Interessen der Politik hier mehr der Wirtschaft dienen statt uns Bürgern. Die Tweets von Rezo und Jan Hegenberg (Der Graslutscher) bringen es auf den Punkt.