Für den Künstler Ull Hohn (*1960 in Trier; †1995 in Berlin) bedeutete Malerei mehr als ein künstlerisches Medium – sie bot ihm ein Feld, in dem Diskurse, Techniken und persönliche Reflexionen verschmolzen. Als viele die Malerei für erschöpft hielten, erneuerte Hohn sie aus der Praxis heraus. Das Haus am Waldsee in Berlin zeigt vom 31.1. – 11.5.2025 unter dem Titel „Revision“ zahlreiche Werke des Künstlers.
In seinen Werken der späten 1980er und frühen 1990er Jahre erforschte Hohn die Verbindung von formalen und politischen Fragen wie Körperlichkeit und Sexualität. Er experimentierte mit Darstellungsformen, die zwischen massenmedialer Aneignung und dem Spannungsfeld von Virtuosität und Amateurhaftigkeit schwankten und die Malerei für Selbstbefragungen öffneten.
Ull Hohn begann 1980 sein Kunststudium an der Hochschule der Künste in Berlin. 1984 setzte er seine Ausbildung in der Klasse von Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf fort. Danach zog er nach New York und nahm 1987 am Whitney Independent Study Program teil.
Ein wiederkehrendes Thema in Hohns Werk, das von figürlicher Malerei bis hin zu abstrakten Kompositionen reicht, ist die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen malerischen Fragestellungen – insbesondere jener der Landschaftsmalerei. Hohn verhandelt Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit neu und führt sie bewusst mit aktuellen Debatten zusammen. In den 1990er–Jahren thematisierte er explizit seine eigene Homosexualität, beeinflusst von den in New York wütenden Diskursen der Culture Wars und dem Aktivismus der Aids–Epidemie.
Ull Hohn widmete sich in den letzten Jahren seines Lebens der Werkserie „Revisions„, die dieser Ausstellung ihren Titel gibt. Er griff auf frühe Werke aus seiner Jugend zurück und betrachtete klassische Motive wie Interieurs, Alltagsobjekte und Stillleben aus der Perspektive eines gereiften Künstlers neu. Diese Serie reflektiert seine persönliche Entwicklung und sein Leben als Künstler, besonders in einer Zeit, die von seiner Erkrankung an Aids überschattet war. Hohn starb 1995 im Alter von 35 Jahren an den Folgen der Krankheit. Mit der Rückbesinnung auf seine künstlerischen Anfänge wollte Hohn eine biografische Erzählung schaffen und seine früheren stilistischen Ansätze in seine aktuellen Arbeiten integrieren.
Anna Gritz, Kunsthistorikerin und Direktorin des Hauses am Waldsee, hat die Ausstellung kuratiert. Sie untersucht das Spannungsverhältnis zwischen formaler Hingabe und aktuellen künstlerischen sowie politischen Diskursen. Die Ausstellung stellt Fragen zur Relevanz der Malerei und zur Positionierung von Künstlern, insbesondere im Hinblick auf ihre Identität. Diese Themen prägten Ull Hohns künstlerischen Weg und sind auch heute für nachfolgende Künstlergenerationen wichtig. Bereits 2023 zeigte das Haus am Waldsee im Rahmen der Ausstellung „Bruno Pélassy and the Order of the Starfish„ eine Auswahl von Ull Hohns Arbeiten.
Ull Hohn Revisions vom 31.1.2025 – 11.5.2025
Öffnungszeiten
Eröffnung ist am Donnerstag, den 30.1.2025 um 19 Uhr.
hausamwaldsee.de
Titelbild: Ull Hohn, Untitled, 1993. Öl auf Leinwand, 45,5 x 61 cm
Die Ausstellung wird gefördert von: Haus am Waldsee – Freunde und Förderer, Between Bridges und der Stiftung Stark für Gegenwartskunst.