An 22. Januar 2022 wäre Jackson Pollock 110 Jahre alt geworden! Nun ja, wahrscheinlich eher nicht. Gestorben ist er bereits am 11. August 1956 im Alter von nur 44. Jackson Pollock war ein US-amerikanischer Maler des abstrakten Expressionismus der New York School.
Geboren am 28. Januar 1912, wuchs Pollock in dem kleinen Ort Cody in Wyoming in ärmlichen Verhältnissen auf. In seiner Malerei thematisierte er immer wieder den weiten Raum der Prärie, die ungebändigten Kräfte der Natur, denen auch der Mensch dort trotzen muss, und die Ursprünglichkeit Amerikas als Gegenbild zur europäischen Kultur.
Jackson Pollock war der jüngster von fünf Söhnen des Ehepaars Stella May McClure und LeRoy Pollock. LeRoy Pollock arbeitete zunächst als Bauer und später als Landvermesser. Pollocks Mutter Stella May interessierte sich für Kunst und ermutigte ihre Kinder, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Pollocks Vater LeRoy, der schwer alkoholabhängig war und die Familie verließ, als Jackson acht Jahre alt war, war beruflich viel unterwegs, oft in Begleitung seiner Familie. Während einer dieser Dienstreisen lernte Pollock die Kunst amerikanischer Ureinwohner kennen.
Nach dem Auszug des Vaters nahm sich sein älterer Bruder Charles, der ebenfalls Künstler war, seiner an und wurde zu einer prägenden Figur seiner Jugend. Pollock begann ein Studium an der Manual Arts High School in Los Angeles, wurde jedoch nach einer Prügelei – wie schon zuvor von einer anderen Bildungsanstalt – der Schule verwiesen.
1930 zog Pollock zu seinem Bruder Charles nach New York und reiste zunächst viel durch Amerika und war seinerzeit ein großer Bewunderer von Picasso, ebenso der zeichenhaft-wilden Bildsprache nordamerikanischer Ureinwohner und der Kriegsreportage-Fotografie jener Jahre. Zudem ließ er sich inspirieren von den alles Reale, Sichtbare abstrahierenden, dafür menschliche Energien transformierenden Experimenten der „Subjektiven Fotografie“. Heftig begeisterte er sich an den sozialrevolutionären Murales der mexikanischen Wandmaler Rivera, Orozco und Siqueiros.
In seinem Frühwerk wechselte Pollock von politisch-ideologischen Motiven zur Symbolkunst. Er wurde sogleich zur Kultfigur des neuen, bis heute vitalen Stils.
Charles ermutigte ihn, wie er, an der Art Students League zu studieren. Jackson wurde dort von Thomas Hart Benton unterrichtet und baute eine enge Beziehung zu Benton und dessen Familie auf. Das wenig eigenständige Frühwerk schwankt zwischen expressiv-mystischen Landschaften und einer Figurendramatik, wie Pollock sie bei den mexikanischen „Muralistas“ bewundert. Auf der Suche nach Ursprünglichkeit greift er die Formen von Masken und Malereien der Indianer auf. Zudem unterzieht er sich der Psychoanalyse bei zwei Schülern C.G. Jungs.
Pollocks frühe Bilder lassen den Einfluss von Pablo Picasso und anderen Malern spüren. Bei seinem Lehrer Thomas Hart Benton musste er Werke alter Meister wie zum Beispiel von Rubens nachmalen. Die unkreative Tätigkeit lag Pollock nicht. Er ging zu dem mexikanischen Maler und Graphiker José Clemente Orozco in die Lehre.
Schon früh hat er Alkoholprobleme, leidet unter Depressionen.
Pollock kämpfte sein Leben lang mit seiner Alkoholsucht, der Tod seines Vaters im Jahr 1933 verschlimmerte dieses Problem noch. Er zerstritt sich mit der Frau von Benton und dann auch mit Charles, und musste schließlich aus dem Haus von Charles, in dem er zu dieser Zeit lebte, ausziehen.
1937 suchte er deshalb Hilfe bei einem Psychoanalytiker, der ihn ermutigte, seinem Interesse für die Kunst amerikanischer Ureinwohner und den Symbolismus nachzugehen.
Pollock hatte begonnen, in einem Stil zu malen, der sich deutlich von dem seines Lehrers abgrenzte. Zu seinen Einflüssen zählte er die Wandmalereien des mexikanischen Künstlers Diego Rivera, Joan Miró und Pablo Picasso.
Die prägendsten Einflüsse aber kommen von den europäischen Künstlern, deren Werke zunehmend in New York präsent sind. Pollock eignet sich die biomorphen Traumgebilde der Surrealisten an; mehr noch bewundert er die gerundeten Farbflächen Joan Mirós und die fragmentierten, zerrissenen Figuren Picassos.
Pollock revolutionierte die Kunstgeschichte
1936 besuchte er die Veranstaltung „Experimental Workshop. Laboratory of Modern Techniques in Art“ des Mexikaners David Alfaro Siqueiros. Dabei kam Pollock erstmals mit der Dripping- und Gießtechnik sowie mit Spritzpistolen in Berührung. Fortan begann er mit der Dripping-Technik zu arbeiten und experimentierte hier mit Flüssiglack. Diese Technik fand in den 1940er immer mehr Eingang in sein Werk. Seine bekanntesten Werke in diesem Stil stammen aus den Jahren 1947 bis 1950. Zudem distanzierte er sich endgültig von den traditionellen Kunstformen und malte in einem abstrakteren Stil.
Bei der Dripping-Technik ließ Pollock die Farbe hierbei mittels verschiedener Hilfsmittel auf eine auf dem Boden liegende Leinwand tropfen, um die er wild herumtanzte. Der Pinsel berührte dabei praktisch nie die Oberfläche. Durch diesen Malstil definierte er das Konzept der Linie in der Kunst neu und erhob den Prozess des Malens zu einer Kunst für sich; die Vorgehensweise wird auch als „Action Painting“ bezeichnet. Seine im Drip-Painting-Verfahren angefertigten großformatigen Werke brachten ihm bereits zu Lebzeiten den Spitznamen „Jack the Dripper“ ein.
Pollock lebte den physischen Akt Malens radikal aus.
1941 beteiligte er sich an einer Ausstellung in der McMillen Gallery zusammen mit amerikanischen Künstlern wie Robert Motherwell und Lee Krasner. Pollock stand seit dieser Zeit auch in Kontakt zu den späteren Malern der „New Yorker Schule“, u. a. Willem de Kooning und Robert Motherwell. Mit Lee Krasner ging kurz darauf eine Beziehung ein. Die beiden heirateten im Jahr 1945. Lee konnte auf seinen Alkoholismus einen positiven Einfluss ausüben.
1942 beteiligte Pollock sich an der International Surrealist Exhibition. Hier lernte er hier die Kunstsammlerin Peggy Guggenheim kennen. Guggenheim interessierte sich sofort für seine Arbeit. Sie nahm ihn unter Vertrag, und half ihm, ein Haus in Springs, in East Hampton zu kaufen. Dort eröffnete er ein Atelier, und war in den folgenden Jahren – auch dank der Unterstützung seiner Frau – sehr produktiv.
1943 – Der Pollock’sche Urknall
Durch Guggenheim hatte Pollock auch seine erste Einzelausstellung. In ihrer Galerie Art of This Century zeigte Peggy Guggenheim sein Werk „Stenographic Figure“, das später auch in London zu sehen war. Zu dieser Zeit waren seine Werke noch deutlich surrealistisch orientiert und folgten der Écriture automatique, einer ihrer Absicht nach vom Willen abgelösten automatischen Malerei, mit der sich die innere Welt des Künstlers spiegeln sollte. Seine Werke wiesen auch noch die deutliche Orientierung an Picasso auf, ausgelöst durch sein berühmtestes Werk, das Antikriegsbild „Guernica“. Andererseits waren auch Werke wie „Composition with Pouring II“ und „Water Birds“ mit ihrer bemerkenswert neuen Technik vertreten, die den spanischen Maler Joan Miró als Vorbild bemerken lassen. Pollock verwendete aber auch schon in seinen Werke die „Dripping-Technik. Zum Stil des Action Painting fand er erst in den Jahren 1946 und 1947.
Jackson Pollocks Frühwerk “Mural” gilt als wohl berühmtestes, auch größtes Kunstwerk Pollocks. Und als eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Moderne. Guggenheim hatte es 1943 für die Eingangshalle ihrer New Yorker Residenz in Auftrag gegeben. 2016 widmete die KunstHalle by Deutsche Bank dem Werk eine eignen Ausstellung (siehe meine Berichterstattung). Ohne Peggy Guggenheim gäbe es kein „Mural“, vermutlich wäre die gesamte amerikanische Kunstszene eine andere geworden. Guggenheim organisierte im Jahr 1947 die letzte Ausstellung für Pollock, da sie nach Europa zog.
Alkoholismus und Tod
Gegen Ende der Weltwirtschaftskrise begann Pollock, für das WPA Federal Art Project zu arbeiten. Ein Artikel über ihn im „Life” Magazin verhalf Pollock zu dauerhaftem Ruhm. Er wurde nun von vielen gefeiert, begann jedoch, sich immer mehr zurückzuziehen. Neben dem Artikel in dem LIFE-Magazin erschien 1947 das Werk „Reflection of the Big Dipper“ als Farbabdruck in dem Magazin „Vogue“. Die Anerkennung, die ihm zuteilwurde, überforderte ihn, er flüchtete sich in den Alkohol und neigte zu gewaltsamen Ausbrüchen.
Nach dem enormen Erfolg seiner Drip Paintings erlebte Pollock mit seiner nächsten Technik, die er ab den 1950ern Jahren ausstellte, zunächst einen Misserfolg – obwohl diese Gemälde heute als Meisterwerke gelten. Er begann, statt Titeln Seriennummern zu vergeben und malte eine Zeit lang ausschließlich in Schwarz und Weiß.
Im Jahr 1951 malte er dann in schwarz-weißen Lackfarben. Zwei Jahre später wurden seine Werke, die er zum Teil mit Spachtel und Palettmesser bearbeitete, großformatig. In dieser Zeit, 1953, entstanden seine letzten Hauptwerke wie zum Beispiel „Blue Poles“. Jackson Pollock war auf dem Höhepunkt seiner international anerkannten Künstlerkarriere. Danach, 1954, malte er so gut wie überhaupt nicht mehr. Er hatte auch längst keine Einzelausstellungen mehr. 1955 musste er sich erneut wegen seiner Depressionen und seines Alkoholismus in psychotherapeutische Behandlung begeben. Im gleichen Jahr stellte er sein letztes Ölgemälde „Search“ fertig. Der Kontrast war das künstlerische Thema von Jackson Pollock. Er wollte den widersprüchlichen Kontrast zwischen Körper und Seele zum Ausdruck bringen.
Die Alkoholsucht ihres Ehemannes zehrte auch an Krasner, die selbst Künstlerin war. Die Ehe litt stark. Mitte der 1950er Jahre trank Pollock regelmäßig zu viel, ließ sich immer wieder auf Prügeleien in Bars ein und hatte Liebschaften mit anderen Frauen. Krasner zog nach Frankreich, um ihm Raum zu geben. Pollock hängte die Malerei an den Nagel und begann eine Beziehung mit einer Frau namens Ruth Kligman. Am 11. August 1956 verursachte er unter Alkoholeinfluss in New York einen Autounfall, bei dem Kligman verletzt wurde und sowohl Kligmans Freundin Edith Metzer als auch er selbst starben.