Transverse Wave

Transverse Wave

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Die von Karin Adrian von Roques und Hauke Qhls kuratierte Doppelausstellung Transverse Wave bringt Mary Bauermeister und Rashid Al Khalifa mit dem Sound Designer und Komponisten Simon Stockhausen ab dem 16. November 2019 im me Collectors Room Berlin zusammen.

Transverse Wave
Transverse Wave – Mary Bauermeister, Rashid Al Khalifa and Simon Stockhausen, Installationsansicht, Installation view, 2019 © me Collectors Room Berlin, Photo Eric Bell

Eine Welle überträgt Energie und Impulse. Der Titel Transverse Wave liefert eine poetische Metapher für die mit der Ausstellung angestrebten Effekte. Eine „Transversalwelle“ schwingt senkrecht zu ihrer Ausbreitungsrichtung; von einer Seite angestoßen, trifft sie mit einigem Zeitabstand auf die gegenüberliegende Seite, wodurch eine Verbindung entsteht, die auch wiederum gegenläufig gedacht werden kann. Das Prinzip der Welle und die damit einhergehende Verbindung tritt nicht nur als Licht- oder Soundwelle auf, sondern rekurriert ebenso auf die Hervorbringung des Materials fur die Steinbilder, die Gestaltungsprinzipien der Kunstwerke sowie die von Simon Stockhausen überwältigende Klanginstallation in der Komposition. Alle in allem ein visueller, akustischer und ästhetischer Genuss.

Transverse Wave
Rashid Al Khalifa, Multicoloured Parametric (detail), 2018, Emaille auf Aluminum / enamel on aluminum, 150 x 450 cm ; Foto © 2019 Ruth-Janessa Funk
Transverse Wave
Blick von hinten in die zweite Ausstellungshalle vom me collectors room; Links die Werke von Rashid Al Khamlifa und rechts gegenüber die Steincollagen von Mary Bauermeister.
2019 © me Collectors Room Berlin, Photo Eric Bell

Die 16 Werke, je zur Hälfte von Mary Bauermeister und Rashid Al Khalifa, stehen oder hängen in den beiden Ausstellungshallen einander gegenüber. Leider konnte Rashid Al Khalifa aus familiären Gründen nicht zur Ausstellungseröffnung kommen. 

Transverse Wave
Ausstellungseröffnung für die Presse mit den Künstlern Mary Bauermeister (ganz links) und Simon Stockhausen (zweiter von rechts) sowie den Kuratoren–Duo Hauke Qhls und Adrian von Roques (beide Mitte) Foto©2019 Ruth-Janessa Funk

Die Kölner Künstlerin Mary Bauermeister bringt mit ihren steinernen Arrangements und bestickten Leinentüchern Organisches in Form. Mary Bauermeisters Materialwahl beruhte auf Zufall. Die Steine sind alle Funde aus dem Mittelmeer von ihren Aufenthalten in Sizilien Anfang der 1960er Jahre, „rund und flach angespült“.  Diese Steine haben für sie eine Geschichte. Sie stammen aus einem Felsmassiv, das durch Erdbeben oder etwas anderes gesprengt wird, dann kommt das Wasser und schleift sie Jahrhunderte lang in diese einzigartigen Form. Jeder Stein ist anders und doch gleich, die einst zu einer Gemeinschaft gehörten, und dann zum Individuum geformt.

Transverse Wave
Mary Bauermeister, Steingeburt, 1981, Steine, Sand auf Holz / stones on particle board coated with sand, 200 x 200 x 16 cm © the artist, VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Foto © Ruth-Janessa Funk

Rashid Al Khalifa ist 1952 in Bahrain geboren und gibt seinen Metall-Konstruktionen trotz ihrer minimalen, strengen Formen eine überraschende Wärme und Lebendigkeit. Rashid Al Khalifa beschäftigt sich in seinen Werken mit den Dynamiken von Energien wie Licht und Farben, die für sein Heimatland Bahrain typisch sind. Dabei lotet Rashid die Interaktionen dieser Eigenschaften innerhalb ihrer unmittelbaren Umgebung aus, was durch eindrucksvolle Strukturen, minutiös ausgeführten Formen und komplexem Design zu kühnen Interpretationen von Bräuchen und Überlieferungen führt. 

Es sind diese „Bedingungen der Erfahrung“, die in der Ausstellung Transverse Witwe hergestellt werden. Eine Künstlerin und ein Künstler, die nicht nur in verschiedenen Kulturräumen sozialisiert wurden,  sie setzen darüber hinaus in ihrem künstlerischen Schaffen an gegensätzlichen Enden an. 

Wahrend die Werke von Mary Bauermeister aus gefundenen, zumeist organischen, jedoch grundsätzlich in zuvor Natur- oder Gesellschaftsprozessen eingebundenen Materialien bestehen, greift Rashid Al Khalifa auf künstliches, dem industriellen Kontext entspringendes Material zurück. Seine Objekte verweisen anhand ihrer regelmäßigen, gerasterten Struktur und den verwendeten Stoffen auf eine minimalistische Ästhetik mit strenger Serialität. Bei Mary Bauermeister sind ebenfalls konstruktive Prozesse zu verzeichnen, jedoch sind ihre Arbeiten Ordnungsversuche von natürlich Gewachsenem; oder, wie im Fall der ausgestellten „Lichttücher“, ist der Zufall für das Entstehen der Strukturen verantwortlich. 

Transverse Wave
Rasbid Al Khalifa, Blue Parametric, 2018, Emaille auf Aluminum / enamel on aluminum., 150 x 150 cm; Foto © 2019 Ruth-Janessa Funk

Un dann ist da noch eine weitere „Differenz der Künste“, die Klangkomposition von Simon Stockhausen. Er hat extra für den Ausstellungsraum die Auftragskomposition entwickelt, die sich spezifisch auf den Ort, die Kunstwerke und deren Hängung bezieht. Aus insgesamt sechs Lautsprechern entsteht ein musikalisches Feld, welches nicht nur auf die Objekte im Kaum reagiert, sondern auch deren Konstruktionsprinzipien reflektiert. 

„Die Differenz der Kulturen, die D^erenz der Künste und die der Sinne sind Bedingungen, nicTit Begrenzungen der Erfahrung im Allgemeinen und ebenso verhalt es sich mit der gegenseitigen Verschränkung dieser Differenzen.“

(Jean-Luc Nancy, Zum Gehör, Zürich, Berlin 2014 (2002), S. 23.)

Simon Stockhausen (1967 geboren) sammelte mit seiner Mutter Mary Bauermeister Steine am Strand.  Er begann seine musikalische Ausbildung bereits im zarten Alter von 5 Jahren – sein Vater ist der Komponist Karlheinz Stockhausen. Er lernte Klavier, Saxophon, Schlagzeug, Synthesizer, Komposition. Ersten Konzertauftritten hatte er mit seinem Vater im Alter von 12 Jahren „Sternklang“ 1980 und „Donnerstag aus Licht“ an der Mailänder Scala 1981. Nach dem Abitur 1986 folgten Konzerte mit dem Stockhausen-Ensemble in aller Welt.

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Simon Stockhausen als Komponist verschiedener Genres in den Bereichen Orchester- und Kammermusik, Film- und Theatermusik, Elektronik und Klanginstallation. Er arbeitete regelmäßig mit visuellen Künstlern zusammen, u.a. auch mit seiner Mutter Mary Bauermeister. Als Keyboarder und Saxophonist konzertierte er weltweit in den Bereichen Moderne Klassik, Jazz, Fusion und Improvisation. Als Sound Designer publiziert er Klangbibliotheken auf seiner Webseite patchpool.net und kollaborierte mit vielen namhaften Audio-Firmen. 

Es sind diese „Bedingungen der Erfahrung“, die in der Ausstellung Transverse Wave hergestellt werden. 

Transverse Wave

Bis 31.1. zu sehen im Me Collectors Room, Auguststr. 68, in Berlin-Mitte.

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