Kunstrausch, großartig
Berlin gab an diesem Wochenende wieder einen Einblick in Berlin’s zeitgenössischen Kunst. Drei Tage lang, vom 29. April bis 1. Mai 2016, zeigten Galerien ihre wichtigsten Künstler und machten mal wieder deutlich, was die Kunstwelt der Hauptstadt alles zu bieten hat. Bei der zwölften Ausgabe des Gallery Weekend zeigen 54 Häuser bekannten und neu zu entdeckenden Künstlern. Die Ausstellungseröffnungen fanen bereits in allen teilnehmenden Galerien am Freitagabend von 18 bis 21 Uhr statt. Am Samstag und Sonntag waren die Häuser von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Das Gallery Weekend wurde vor zwölf Jahren von einer Gruppe engagierter Galeristen gegründet, um den Kunststandort Berlin zu stärken. Das Art Forum, einst Berlins wichtigste Messe, wurde 2010 von divergierenden Kräften zerlegt. Seither konzentriert sich das Geschehen aufs Frühjahr und beginnt mit den Eröffnungen für alle. Sammler wie Kuratoren für das Kunst-Wochenende aus aller Welt an. www.gallery-weekend-berlin.de
Silver Cloud – COS X Michael Sailstorfer
Es ist gewiss nichts Neues, dass der H&M Konzern mit einflussreichen Größen aus dem Mode-und Kunstmarkt kooperiert. Erst 2014 war Jeff Koons an der Gestaltung des H&M Flagship Stores auf der 5th Avenue in New York beteiligt. Der H&M ‚Edel’ Ableger COS geht anlässlich des diesjährigen Gallery Weekends nun eine Kooperation mit dem deutschen Künstler Michael Sailstorfer ein. Die Zusammenarbeit kommt nicht von irgendwoher. Für die Frühjahr/Sommer Kollektion ließ sich das skandinavische Label vom Stil des Künstlers inspirieren. Zwischen dem 28. April und 1. Mai ist die von Sailstorfer gestaltete Installation im Studio Michael Sailstorfer täglich von 10 bis 16 Uhr zu sehen. In Anlehnung an das modern-minimalistische Design von COS hat dieser eine schwebende Wolke aus Stahl konzipiert, die wiederum von Andy Warhols Silver Cloud inspiriert ist. Michel Sailstorfer wird von der Galerie König in Berlin vertreten.
Studio Michael Sailstorfer, Liebermannstraße 24, 28. April – 1. Mai von 10 – 16 Uhr
(Weissensee)
Edition l: Der Berliner Fotografie Salon
Was haben die Fotografen Ralph Mecke, Thomas Lohr, Axel Hoedt, Max von Gumppenberg, Patrick Bienert und Stefan Heinrichs gemeinsam?
Alle sechs haben schon für das VOGUE Magazin fotografiert und werden dieses Wochenende Teil ihres Werkes im Berliner Mode Salon zeigen. Dieser – und damit schließt sich der Kreis – wurde vor knapp zwei Jahren von Christiane Arp, Chefredakteurin der deutschen Vogue sowie Marcus Kurz, Inhaber der Berliner Agentur Nowadays gegründet und fungiert als Plattform für deutsche Nachwuchsdesigner.
Mit der ersten Edition des Berliner Fotografie Salons haben die beiden Gründer nun auch ein Forum für die Fotografie geschaffen, in dem die Schnittstellen zwischen Kunst und Mode klar zum Vorschein kommen sollen.
Die Fotografien können diesen Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 19 Uhr am Palais am Festungsgraben begutachtet werden.
Palais am Festungsgraben, Am Festungsgraben 1, 30. April und 1. Mai von 11 – 19 Uhr
(Mitte)
Andreas Murkudis Gallery Weekend Berlin Showcase
Andreas Murkudis Concept Store auf der Potsdamer Straße gehört weltweit zu den bekanntesten Läden Deutschlands. Auf einer Fläche von 1.000 qm hat der gebürtige Grieche, dessen Bruder Kostas selber Modedesigner ist, ein Imperium des guten Geschmacks geschaffen. Von Designer-Kleidung, über hochwertige Einrichtungsgegenstände bis hin zu Lederwaren und Beauty-Produkten gibt es hier alles, was Luxus-Herzen höher schlagen lässt.
Im Rahmen des Gallery Weekends öffnet Murkudis die Pforten seines Stores nun mit einer vielversprechenden Mischung aus Lichtinstallationen, limitierten Designklassikern und Schmuckarrangements und beweist, dass eine Galerie nicht ausschließlich der Kunst gewidmet sein muss.
Der Store ist bis einschließlich Sonntag täglich von 10-18 Uhr geöffnet.
Andreas Murkudis Potsdamer Straße 81e, 27.04.-01.05. von 10 bis 18 Uhr
Neue West Raumradar – Architekturfotografie
Berlin – die Stadt des Wandels! In der Ausstellung „Berlin Raum Radar“ interpretieren 30 Künstler die Architektur des neuen Berlin, darunter Mitch Epstein, Sibylle Bergemann, Tacita Dean, Andreas Mühe und Pola Sieverding.
Besonders nach der Wende gabe es hier viele Chancen für Neuorientierung, vor allem im gestalterischen Bereich. Das Ausstellungsprojekt ,,Berlin Raum Radar“ vereint künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Phänomen ,,Berlin“ im Spannungsverhältnis von Architektur, Fotografie und Video. Die verschiedenen Perspektiven der Werke bilden ein Panorama der Veränderungen Berlins und regen eine Suche an nach dem , was die Stadt ausmacht. Die Konzentration liegt auf den letzten 15 Jahren, um Aussagen über das Heute treffen zu können. Willkommen im 21. Jahrhundert der Metropole Berlin.
Der Ort ,,Neue West“ ist das aktuelle Projekt des Immobilienunternehmens ANH Hausbesitz. Das Gründerzeitensemble in der Potsdamer Straße wurde zwischen 1860 und 1883 errichtet. Es besteht aus vier individuellen Gebäudetypen, die um einen Innenhof gruppiert sind. In den letzten zwei Jahren wurde der denkmalgeschützte Komplex aufwendig von dem Berliner Architektenbüro AHM Architekten, BDA, saniert. Die Designagentur Rosendahl entwickelte für das Projekt die Marke ,,Neue West“. Zur Fertigstellung werden die imposanten Räume der Kunst zur Verfügung gestellt.
„Berlin Raum Radar“, 30. April bis 6. Mai, Eröffnung am Freitag, den 29. April ab 17 Uhr. Sa + So 11-19 Uhr, Mi + Do 12-18 Uhr, Fr 12-16 Uhr
NEUE WEST, Potsdamer Straße 91, 10785 Berlin
www.neuewest.de
Ed Fornieles in der Galerie Arratia Beer
Galerie .Arratia beer, Postdamer Str. 87
Galerie: Société
Künstler: Petra Cortright
Ort: Genthiner Straße 36, 10785 Berlin
Tobia Rehberger – Origami für Frende
Für seine Show „Presently“ hat sich Tobias Rehberger von 66 Weggefährten Gaben bringen lassen. Seine Gegengeschenke kann nur sehen, wer die Kunst zerstört.
Eine Ausstellung, die den bezeichnenden Titel „presently“ trägt. Wer mitten in der Galerie Neugerriemschneider (Die Galerie Neugerriemschneider hat sich so vergrößert, dass hier aktuell 61 Künstler ihre Werke zeigen können.) steht und den völlig unvorbereiteten Blick versucht, könnte zumindest einen Moment lang glauben: Geburtstag, Geschenke, jede Menge Überraschungen! Überall stehen auf Podesten Gaben und dazu kunstvoll verhüllte Pakete.
Tobias Rehberger hat eingeladen, 66 Freunde, Wegbegleiter, Mentoren aus den vergangenen 21 Jahren, feiert und bekommt von seinen Gästen etwas mitgebracht.
Rehberger versteht Kunst als soziale Interaktion, zugleich sucht er nach neuen Wegen, das erklärt die Zusammenarbeit mit Modemachern, Designern, Musikern, die sich nun ebenfalls unter seinen Gästen befinden, etwa der Designer Konstantin Grcic oder der DJ Sven Väth, die ihm passenderweise einen Tisch und ein Electronica Ambient Set mitbrachten. Der Clou von Rehbergers Gaben besteht darin, dass diese fantasiereichen Behältnisse nur Verpackung sind und zerstört werden müssen, um an das eigentliche Geschenk zu gelangen. Ein Gewissenskonflikt, der sich auch für die Käufer der zweiten Auflage eröffnet. Siegt die Neugierde, ist die Hülle dahin.
Nicht allein das eindrucksvolle Beziehungsgeflecht, in dem er sich bewegt, stellt er mit „presently“ aus. Er lenkt den Blick vom Produkt damit wieder stärker auf den kreativen Prozess und schließlich die individuelle Persönlichkeit als Ausgangspunkt allen Schaffens. In Zeiten eines beschleunigten Kunstmarktes ist es ein geschickter Schachzug, an den Ursprung zu erinnern.
presently, Galerie Neugerriemschneider, Linienstr. 155, bis 21. 5.; Di bis Sa 11–18 Uhr.
Um zu Neugerriemschneider zu gelangen – Berliner Heimat von Künstlerstars wie Ai Weiwei –, durchqueren Sie einen idyllischen Backsteinhinterhof auf der Linienstraße 155. Zum Gallery Weekend kuratiert Tobias Rehberger hier eine Ausstellung mit Weggefährten unter dem Titel „presently“, für die er obige Werke schuf.
© Weltkunst |
Die Galerie Neu ist in ein ehemaliges Heizkraftwerk gezogen. Die Fotografin Anne Collier aus Los Angeles, Jahrgang 1970, macht das dramatische Phänomen der Tränen zum Thema, schafft ein romantisches, berührendes, denkwürdiges Lexikon weiblicher Tränenspuren – mit und ohne Wimperntusche.
Galerie Neu, Linienstr. 119abc
St. Johanna Evangelist Kirche
Auguststr. 90
St. Agnes | König Galerie mit Gartenschau
Johann König Besitzer bezog einer ganzen Kirche mit eindrucksvoll brutalistischer Architektur. 2013 zog Johann König mit seiner Galerie in die leer stehende St.-Agnes-Kirche im alten Berliner Zeitungsviertel.
www.koeniggalerie.com
Zehn Sockel, die Comte eigens für die einzigartige umgenutzte Kirche geschaffen hat, sind in verschiedenen Höhen umgedreht von der gewölbten Decke abgehängt; das Ganze sieht aus wie ein Dschungel, der kopfsteht. Auf den ersten Blick mag die Ausstellung mit ihrer raffiniert-spektakulären Gestaltung erdrückend scheinen, aber nach einer Weile entfalten sich die vielfältigen Nuancen, Widersprüche und Paradoxien, denen Comtes zugleich forsche und elegante Praxis ihre Spannkraft verdankt.
KÖNIG GALERIE
„The Feuerle Collection“
Berlin ist rau, aber schön, lautet die Liebeserklärung des Sammlers Désiré Feuerle an die Stadt. Richtig verguckt hat sich der Kölner Galerist und Kunstberater in einen ehemaligen Bunker am Landwehrkanal, der bis in die sechziger Jahre vom Senat als Depot genutzt wurde und seitdem leer stand. Ein bizarrer Ort, er ist nun die nächste angesagte Kunstlocation der Stadt. Der Betonklotz ist in der Tat rau, schön wird er durch Feuerles Kollektion asiatischer Kunst und Möbel, die der Sammler zum Gallery Weekend erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Von Spotlights angeleuchtet, erstrahlen in der unterirdischen Dunkelheit die antiken Schränke, Tische und Skulpturen wie edle Prunkstücke, als handele es sich um ein Sanktuarium. Nach Christian Boros hat damit ein weiterer Sammler einen Bunker für die Kunst erschlossen und die Gegensätze der Stadt spektakulär auf den Punkt gebracht, die Berlin für Künstler, Galeristen und das Publikum so attraktiv machen.
Der Weg in Berlins neuestes Privatmuseum führt an den Landwehrkanal. Tausende von Autofahrern kommen hier jeden Tag vorbei, den alten Telekommunikationsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg sehen die meisten trotzdem nicht. Jahrzehntelang lag er ungenutzt hinter Bäumen verborgen. Früher gehörte der Betonkoloss der Reichsbahn, war DDR-Eigentum auf Westgebiet. Diesen vergessenen Bunker hat nun der Kunstsammler und Asien-Connaisseur Désiré Feuerle gekauft und von dem US-Architekten John Pawson umsichtig renovieren lassen.
Feuerle Collection, Hallesches Ufer 70, 30. 4. bis 7.5., täglich von 11 – 19 Uhr, Voranmeldung unter: www.thefeuerlecollection.org.
EAM Collection von Elke und Arno Morenz
Wir sind nicht nur in Désiré Feuerles Bunker gestiegen, sondern haben auch Axel Haubroks Fahrbereitschaft in Lichtenberg aufgesucht und Arno Morenz’ Lettristen-Sammlung in einer Charlottenburger Altbauwohnung kennengelernt. In Charlottenburg tritt die EAM Collection von Elke und Arno Morenz verstärkt ans Licht der Öffentlichkeit. Arno Morenz liegen die Werke der französischen Lettristen am Herz.
So persönlich wie der Zugang zur Kunst war auch Morenz’ Entscheidung für Berlin. Nach dem Tod seiner Frau zog er mit seiner Sammlung von Paris an die Spree. „Meine Töchter leben hier, viele französische Künstler, auch etliche Freunde aus aller Welt sind im Alter nach Berlin gezogen“, sagt er. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: „Hier ist es möglich, eine große Wohnung zu haben, in der die Sammlung gezeigt werden kann. In Paris hatten wir viel weniger Platz.“ Berlins Anziehungskraft als Kunststadt ist also nach wie vor stark. Mit den neuen Sammlungen wird sie noch attraktiver.
EAM Collection nach Vereinbarung: arnomorenz@eam-collection.de
Zum Gallery Weekend 2016 zeigt CFA Christian Rosa mit MACH’S DIR SELBST!
Eröffnung: 29. April 2016 18 Uhr
29. April – 11. Juni 2016
CONTEMPORARY FINE ARTSAm Kupfergraben 10, 10117 Berlin