Heute ist Equal Care Day. Ursprünglich ist der 29. Februar als Equal Care Day gedacht. Mit dem Datum wollen die Initiatorinnen und Initiatoren darauf aufmerksam machen, dass der überwiegende Teil der Care-Arbeit – so wie der 29. Februar – zumeist „unsichtbar“ ist.
Frauen arbeiten im Schnitt pro Tag viereinhalb Stunden ohne Bezahlung. Fürsorgearbeit ist größtenteils immer noch Frauensache. Kindererziehung, Kochen, Putzen – sind wir eigentlich in der Lage diese Aufgaben in Zukunft gerechter zwischen Müttern und Vätern aufzuteilen? Ich meine ja und eine aktuelle Studie unter Schüler und Schülerinnen kommt ebenfalls zu einem optimistischen Ergebnis.
Aber was ist eigentlich Care-Arbeit? Care-Arbeit beschreibt die unbezahlten und bezahlten (re-)produktiven Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns, ist Fürsorge und Selbstsorge. Sie beginnt mit der Begleitung und Versorgung Neugeborener und Gebärender, reicht über die Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern im Vor- und Grundschulalter, die familiäre und professionelle Pflege und Unterstützung bei Krankheit oder Behinderung, über die Hilfe zur Selbsthilfe, unter Freund*innen, Nachbar*innen, im Bekanntenkreis, bis zur Altenpflege, Sterbebegleitung und Grabpflege.
Der Care-Begriff, der der Equal Care Day-Initiative zugrunde liegt, meint also auch das ganz alltägliche, immer wiederkehrende Kümmern und Versorgen aller Haushaltsmitglieder, und das Wissen, die Organisation und Verantwortung (sog. ‘Mental Load’), die es dafür braucht. ‚Care‘ meint nicht nur die körpernahe Care-Arbeit, sondern schließt auch Kochen, Putzen, Reparaturen und alle Arbeiten im Haushalt mit ein, und beginnt in vielen Ländern des globalen Südens bereits mit dem Besorgen von sauberem Trinkwasser oder Brennholz.
Eine gerechtere Aufgabenverteilung ist – heute im Jahr 2020 – bei vielen Familien noch nicht in Sicht. Die Pandemie hat eine gerechte Aufgabenverteilung in vielen Familien sicherlich wieder verschlechtert? Werden spätere Generationen das besser hinkriegen? Ja! Das besagt zumindest eine Studie, die im Rahmen der bundesweiten Aktionstage Girls’ Day und Boys’ Day erstellt wurde. Fast 4.000 Schülerinnen und Schülern wurden befragt, wie sie sich ihre spätere Aufgabenverteilung als Mütter und Väter bei der Kindererziehung und im Haushalt vorstellen?
Das Ergebnis der Studie: 90% der Schülerinnen und Schüler möchten später die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen, gleichmäßig zwischen den Geschlechtern aufteilen. Bei der Versorgung der Kinder sagen 75% der Mädchen und 80% der Jungs, dass sie diese Aufgaben gleich aufteilen werden, 23% der Mädchen sagten allerdings auch, sie würden dies später (größtenteils) alleine machen. Nur noch 1% der Jungs ist der Meinung, es sei nicht ihre Aufgabe. Arbeiten und Geld verdienen möchten 92% der Mädchen später paritätisch aufteilen, bei den Jungs sehen das 65% auch so. 30% der Jungen gaben aber auch an, sie bringen das Geld später zum großen Teil alleine nach Hause.
Rollenklischees und damit geschlechtsgebundene Aufgaben sind aber auch heute noch unter Schulkindern zu finden: So sehen es nur 30 % der Mädchen und 18 % der Jungen als gemeinschaftliche Aufgabe an, Reparaturen im Haushalt durchzuführen. Fast drei Viertel der Jungen sagen, es sei größtenteils ihre Aufgabe.
Die Studie zeigt, dass wir auch heute weiter daran arbeiten müssen, um endlich alte Rollenklischees zu begraben und Aufgaben fair zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Care-Tätigkeiten, auch wenn sie nichts oder nur wenig kosten, müssen Wertschätzung erfahren. Deshalb wird auch immer wieder die Entlohnung des häuslichen Kümmerns und eine gerechte und respektvolle Verteilung unter Frauen und Männer in der familiären Care–Arbeit gefordert.
Mehr zum Thema gibt es hier, incl. zum Reinhören mit weiteren Informieren im Podcast von bpb.de .
https://www.kompetenzz.de/aktuelles/equal-care-day-2022