Gestern stand ich in meinen Bio-Supermarkt um die Ecke an der Kaffeetheke und bestellte einen Cappuccino und bekam die klassische Frage: „Welche Milch darf es denn sein?“ „Normal oder …?“. Dann kam eine kurze Aufzählung möglicher Alternativen, Hafer. Soja, Mandel oder Reis.
In diesem Moment wurde mir mal wieder bewusst, dass „normale“ Milch längst nicht mehr so normal ist wie früher. Zum Glück! Es gibt so viele Alternativen, dass es schwierig geworden ist, zu definieren, was denn eigentlich normale Milch ist. Und nicht nur das, auch der Blick auf die Nachhaltigkeit spielt bei der Wahl unserer Milchalternativen eine immer größere Rolle. Lasst uns also gemeinsam in die bunte Welt der pflanzlichen Milchalternativen eintauchen und herausfinden, welche die besten für unseren Planeten sind.
Die Normalitätsfrage: Milch jenseits der Kuh?
Wenn wir von „normaler“ Milch sprechen, denken die meisten von uns sofort an Kuhmilch. Doch in einer Zeit, in der die Menschen immer mehr auf ihre Ernährung achten und ihre Lebensmittel bewusster auswählen, hat sich die Definition von Normalität verändert. Ist es normal, Milch von Kühen zu trinken, die mit Antibiotika behandelt und in engen Ställen gehalten werden? Oder ist es normal, eine pflanzliche Alternative zu wählen, die aus natürlichen Zutaten hergestellt wird und keine tierischen Produkte enthält? Die Entscheidung liegt bei jedem von uns.
Ich liebe meinen Cappuccino! Mein Kaffee ist ein Ritual, ein Moment des Innehaltens und des Genießens. Und Milch gehört dazu. Bei mir auf jeden Fall. Früher hatten wir höchstens die Wahl zwischen Vollmilch und fettarmer Milch, und welche schäumt besser. Heute dagegen fällt es manchmal schwer, zwischen all den Alternativen zu wählen.
Vor drei Jahren bin ich auf Hafermilch umgestiegen. Meine Kinder haben es mir vorgemacht. Geschmacklich kommt der Haferdrink (Milchalternativen dürfen laut Gesetz nicht Milch genannt werden, es handelt sich also um sogenannte Drinks) der Kuhmilch sehr nahe. Ich bin immer noch überrascht, wie gut mir die Alternative schmeckt. Kaffee mit Kuhmilch habe ich mir sogar ganz abgewöhnt. Seitdem haben wir auch keine Kuhmilch mehr im Kühlschrank.
Klimaschutz ist einer der Gründe für den Kauf von pflanzlicher Milchdrinks
Wenn wir über Milchalternativen sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass auch Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt. Kuhmilch hat einen beträchtlichen ökologischen Fußabdruck, angefangen bei der Futterproduktion für die Kühe bis hin zur Methanemission während der Verdauung. Pflanzliche Milchalternativen hingegen können eine umweltfreundlichere Wahl sein. Viele pflanzliche Milchsorten werden aus nachhaltigen Quellen hergestellt, erfordern weniger Wasser und Land und produzieren weniger Treibhausgasemissionen. Zum Beispiel benötigt die Herstellung von Mandelmilch im Vergleich zu Kuhmilch nur einen Bruchteil des Wassers. Hafermilch wird oft als die nachhaltigste Option angesehen, da Hafer leicht angebaut werden kann und wenig Ressourcen benötigt.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von tierischer Milch ist in Deutschland hat sich zum zweiten Mal in Folge auf ein Rekordtief von nur noch 46,1 Kilogramm pro Jahr gesunken. Das geht aus der aktuellen Versorgungsbilanz für das Jahr 2022 hervor, die das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) aus der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im April dieses Jahres veröffentlicht hat. Das entspricht einem Rückgang von 900 Gramm gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig wächst der Markt für Milchalternativen stetig, wenn auch mittlerweile langsamer. Ganz neu dabei: Kartoffeldrinks und Hanfdrinks. Zu den beliebtesten bereits etablierten Sorten gehören Mandel-, Soja-, Reis-, Kokos- und Haferdrinks.
Was schmeckt am besten und welche Alternative sorgt für einen guten Milchschaum?
Laut einer Umfrage trinken nur 15,6 Prozent der befragten 18- bis 64-jährigen Kaffeetrinker in Deutschland ihren Kaffee pur, der Rest bevorzugt Mischvarianten. Der wohl bekannteste Milchersatz für Kaffee ist Sojamilch. Sojamilch oder Sojadrink wird aus Sojabohnen gewonnen, die viele Ballaststoffe enthalten und zu 36 Prozent aus Eiweiß bestehen. Auch der Fettgehalt liegt mit 2,2 g deutlich unter dem der Kuhmilch mit 3,5 g. Dafür ist der Gehalt an Vitamin B2 und Calcium deutlich geringer. Geschmacklich erinnert Sojamilch an Getreide und hat ein erdiges Aroma.
Weitere Alternativen sind Reis- und Mandeldrinks sowie Mischungen aus beiden. Reismilch wird aus Vollkornreis und Wasser hergestellt. Das Wasser wird zur Verdickung mit Öl emulgiert. Dementsprechend schmeckt und riecht die Reismilch auch sehr stark nach Reis. Dieses Milchgetränk ist eher arm an Nährstoffen, Vitaminen und Proteinen, aber reich an Kohlenhydraten (10%). Bei der Herstellung wird der Reis fermentiert, wodurch er eine natürliche Süße erhält, was dem Kaffee einen Teil seiner Bitterkeit nimmt.
Andere Getreidegetränke sind Hafer-, Dinkel- und Hirsegetränke. Diese Sorten ähneln in ihrem Aussehen der Kuhmilch und auch in Bezug auf die Nährstoffe sind diese Getränke mit der Kuhmilch vergleichbar. Sie enthalten jedoch deutlich weniger hochwertiges Eiweiß, Kalzium und bestimmte Vitamine. Bei der Herstellung von Haferdrinks wird die Stärke in Einfachzucker umgewandelt. Durch die getreidige Note ist Haferdrink nicht für jeden die geeignete Milchalternative. Aber gerade dieser Getreidegeschmack wird von vielen Kaffeetrinkern, wie mir, sehr geschätzt.
Neben den stark vertretenen Getreidemilchsorten gibt es auch einige Milchalternativen aus Nüssen. Haselnüsse als auch Cashewkerne sind fettreich und enthalten wenig Kohlenhydrate. Hasselnussdrinks schmecken nussig, aber nicht sehr süß. Cashewdrinks enthalten den leichten Geschmack der Cashewnuss. Auch Mandelmilch schmeckt nussig mit einer leicht säuerlichen Note. Espresso passt übrigens besonders gut zu Milchalternativen. Kaffees mit hohem Säuregehalt harmonieren weniger gut mit pflanzlichen Getränken, Espresso hingegen ist weniger säurehaltig als helle bis mittelstark geröstete Kaffees.
Einige Hersteller produzieren inzwischen spezielle Barista-Sorten mit mehr Eiweiß. Fette und Proteine bilden Strukturen, die die Luftbläschen umschließen. So lassen sich auch Alternativen aus Soja oder Hafer sehr gut aufschäumen. Interessant für Ernährungsbewusste: Sojadrink liefert oft ähnlich viel Eiweiß wie Kuhmilch. Haselnuss- oder Kokosdrinks sind unter diesem Aspekt weniger geeignet. Neben der Wahl der Milch sollten Schaumliebhaber auch auf die richtige Zubereitungstemperatur achten. Am besten schäumt die Milch, wenn sie direkt aus dem Kühlschrank kommt.
Kuhmilch oder doch Pflanzendrinks?
Aber, bei der Entscheidung für eine Milchalternative spielt nicht nur der Geschmack eine wichtige Rolle, sondern auch die bereits erwähnte Nachhaltigkeit. Ein Blick auf die Zahlen (vgl. Stiftung Warentest 2023) zeigt, dass Kuhmilch mit 2,2 kg Treibhausgasemissionen pro Liter mit Abstand am schlechtesten abschneidet. Der Wasserverbrauch von 248 Litern liegt dagegen im Mittelfeld. Eine in beiden Aspekten umweltfreundlichere Variante ist der Haferdrink. Er verursacht im Vergleich zur Kuhmilch nur ein Drittel der Treibhausgasemissionen (0,6 kg) und hat mit 3,4 Litern pro Liter einen deutlich geringen Wasserverbrauch. Ein weiterer Pluspunkt: Der Hafer stammt häufig aus Europa, teilweise sogar aus Deutschland, was den CO2-Fußabdruck zusätzlich reduziert.
Auch der Sojadrink verursacht nur 0,9 kg CO2-Äquivalente pro Liter und hat einen noch geringeren Wasserverbrauch von 1,2 Litern. Ähnlich wie beim Hafer stammt Soja, meist sogar in Bio-Qualität, nicht aus dem globalen Süden, sondern überwiegend aus Europa. Etwas abgeschlagen liegen Mandeldrink und Reisdrink, die beide aufgrund des hohen Wasserverbrauchs sehr ressourcenintensiv im Anbau sind. Mandeldrink benötigt beispielsweise 371 Liter Wasser pro Liter und ist für Emissionen von 0,7 kg CO2-Äquivalenten pro Liter verantwortlich. Reisdrink liegt mit 0,9 kg CO2-Äquivalenten und 586 Liter Wasser pro Liter noch höher.
Der Markt für pflanzliche Milchalternativen hat sich in den letzten Jahren endgültig von der Nische zum Mainstream entwickelt und wird sich voraussichtlich auch weiter positiv entwickeln. Immer mehr Cafés und Restaurants bieten verschiedene Milchalternativen an. Auch mein Bio-Supermarkt um die Ecke. Wir können unseren Kaffee genießen, wie es uns gefällt, ob mit Kuhmilch oder Alternativen. Einfach mal ausprobieren und mit verschiedenen Alternativen experimentieren. Ob du deinen Cappuccino mit cremiger Hafermilch, nussiger Mandelmilch oder einer anderen Varianten genießt, liegt ganz bei dir. Was auch immer am besten zu deinem Kaffeestil passt, genieße es!
Eine gute und aktuelle Übersicht über viele Milchalternativen findest du in diesem Artikel: Pflanzendrinks: Mandelmilch, Sojamilch, Hafermilch im Test 2023.
* Weitere Quellen: Pressemitteilung Nespresso Deutschland GmbH auf Presseportal.de vom 31.5.2023. Welche Milchalternative ist die Beste für meinen Kaffee. Dimitrios Sarakinis gibt Tipps. Und die Website Kaffee-Partner.de: Milchersatz für Kaffeetrinker im Test: Welcher schmeckt? vom 12.05.2022