Vera F. Birkenbihls (1946 – 2011) prägte mit ihrem Lebenswerk die Vision eines gehirngerechten Lehrens und Lernens. Ihre Themen waren vor allem Brain-Management, also zukunftsfähiges Denken, Lehren und Lernen. Mit ihren Methoden prägte sie eine Bildungskultur, die die Funktionsweise des Gehirns in den Mittelpunkt stellt.
Bereits in den 1990er Jahren thematisierte sie in ihren Seminaren die Bedeutung gehirngerechter Strategien, angeregt durch die Forschungsarbeiten von Elisabeth Loftus und Daniel Schacter. Auch die Anwendung von Neuro-Strategien in der Wirtschaft war ein zentrales Thema ihrer Vorträge. Dabei verband sie wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisnahen Lösungen, die sowohl im Bildungskontext als auch in Unternehmen begeistern.
„So vermittelte mir die Schule das Gefühl, ziemlich „blöd“ zu sein, während ich außerhalb der Schule das Gegenteil erlebte.“ – Vera F. Birkenbihl
Birkenbihl scheiterte selbst am traditionellen Schulsystem, das auf starres Auswendiglernen setzte. Dieses Scheitern wurde zum Motor für ihr unermüdliches Engagement, hier innovative Ansätze zu entwickeln. In ihrem Buch „Stroh im Kopf?“ beschreibt sie ihre Methoden und ermutigt dazu, Bildung hirngerechter neu zu denken. Ihre Konzepte, die auf aktives Verstehen statt auf bloßes Pauken setzen, fanden zunächst große Anerkennung in der Wirtschaft und später zunehmend auch in der Lehrerbildung, vor allem in Österreich und der Schweiz. Denn auch Lehrerinnen und Lehrer müssen die Aspekte des Lernens besser verstehen, um sie in ihren Unterricht integrieren zu können. Im deutschen Schulsystem stößt ihre Arbeit noch auf Vorbehalte?
Zentrale Aspekte des gehirngerechten Lernens nach Birkenbihl
Birkenbihl stellt herkömmliche Lernmethoden in Frage, da sie der Funktionsweise des Gehirns zuwiderlaufen. Stattdessen plädiert sie für einen Ansatz, der sich an den neurophysiologischen Mechanismen des Gehirns orientiert. So wird Lernen und Lehren nicht nur einfacher, sondern auch nachhaltiger.
- Verstehen statt Auswendiglernen: Gehirngerechtes Lernen bedeutet, Informationen zu verstehen und anzuwenden, statt sie mechanisch auswendig zu lernen.
- Neurowissenschaftliche Erkenntnisse nutzen: Moderne Erkenntnisse der Neurophysiologie (Hirnforschung) zeigen, wie effektiv z. B. passives Zuhören beim Sprachenlernen ist.
- Praxisbezug und Anwendungsorientierung: Theoretische Informationen werden durch Übungen und Experimente praktisch vertieft. Birkenbihl empfiehlt in ihren Büchern entsprechende Übungen.
- Ganzheitliches Lernen: Lernen ist ein vielschichtiger Prozess. Emotionale, soziale und kognitive Aspekte werden gleichermaßen berücksichtigt.
- Motivation als Schlüssel: Birkenbihl legt großen Wert darauf, die intrinsisch Neugier der Lernenden zu wecken und ein positives Lernklima zu schaffen.
Impulse für die Erwachsenenbildung und das lebenslange Lernen
Birkenbihls Prinzipien sind universell und eignen sich sehr gut für die Erwachsenenbildung. Hier müssen komplexe Inhalte verständlich und praktisch umsetzbar vermittelt werden. Die Berücksichtigung neurophysiologischer Mechanismen des Gehirns und die Anwendung motivierender und praxisorientierter Lernmethoden tragen dazu bei, dass Erwachsene mit Freude und Erfolg lebenslang lernen und ihre individuellen Lernziele erreichen.
„Birkenbihls Methoden – flexibel und motivierend – ermöglichen es Menschen jeden Alters, mit Freude und Erfolg zu lernen“.
In der Erwachsenenbildung und im Lebenslangen Lernen steht oft die konkrete Verwertbarkeit des Gelernten im Vordergrund. Birkenbihls Ansatz, der auf die praktische Anwendbarkeit des Wissens abzielt, kommt diesem Bedürfnis entgegen. Die Lernbedürfnisse und das Lerntempo von Erwachsenen sind sehr unterschiedlich. Birkenbihls Methoden lassen sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden anpassen und ermöglichen selbstgesteuertes Lernen.
- Mnemotechniken: Gedächtnistechniken, die helfen, Fakten langfristig zu behalten.
- Passives Zuhören: Diese Methode eignet sich besonders für Erwachsene mit wenig Zeit, um spielerisch Sprachen zu lernen.
Das Vermächtnis einer Bildungsvisionärin
Birkenbihls gehirngerechter Ansatz bietet nicht nur neue Perspektiven für Schule und Erwachsenenbildung, sondern inspiriert auch andere Bereiche wie Design Thinking. Sie war davon überzeugt, dass jeder mit der richtigen Methode lernen kann und dass Misserfolge auf die falsche Lehrmethode zurückzuführen sind. Ihre vier Schritte zum erfolgreichen Fremdsprachenlernen sind nach wie vor aktuell. Ob in Workshops, Seminaren oder in der persönlichen Weiterbildung – ihr Ansatz ermöglicht Lernen, das nicht nur funktioniert, sondern auch begeistert.
„Menschen so lernen lassen dass es SPASS macht – SPIELerisch“ – Vera F. Birkenbihl
Birkenbihls Methoden fanden zunächst in der Wirtschaft Anerkennung. Lehrkräfte standen ihnen anfangs skeptisch gegenüber – oft mit dem Argument, Schule sei „anders“. Doch ihr mehrfach überarbeitetes und aktualisiertes Buch „Stroh im Kopf“ beweist das Gegenteil: Lernen kann und soll Spaß machen.
Wer Birkenbihl liest, stößt auf einen innovativen Ansatz, der Lernen zum persönlichen Rendezvous mit dem Wissen macht. Lassen wir uns von ihrem Vermächtnis inspirieren!
Bücher von Vera F. Birkenbihl:
– Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer (2013)
– Wie Lernen gelingt – Mit 17 konkreten Methoden, Tricks und Lernspielen (2014)
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