Im Kino: Toni Erdmann

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Der neue Film von Maren Ade ist ein Meisterwerk und wahnsinnig komisch Er kommt heute, am 14.7. nun endlich auch regulär in unsere Kinos. Ein bisschen Zeit muss man allerdings für den Film mitbringen. Nicht ohne Grund ist er fast drei Stunden lang – Gut Ding will Weile haben, weiß der Volksmund. Zurecht!

Toni Erdmann: Peter Simonischek und Sandra Hüller spielen Vater und Tochter

Der Musiklehrer Winfried (Peter Simonischek), ist mit seinen 65 Jahren noch immer für jeden Scherz zu haben. Als sein langjähriger Begleiter, sein Hund, stirbt, beschließt er spontan, seine Tochter Ines (phänomenal: Sandra Hüller) zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie mit Scherzgebiss und Sonnenbrille. Diese ist als schwer beschäftigte Geschäftsfrau gerade in Rumänien unterwegs und kann ihren zu Witzen aufgelegten Vater nun gar nicht gebrauchen. Ines bemüht sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schleppt ihren Vater in seinen alten Jeans mit zu Businessempfängen und Massage-Terminen. 

Doch der Besuch führt nicht zu einer Annäherung. Winfried nervt seine Tochter. Vater und Tochter könnten hier nicht unterschiedlicher sein: Er, der gefühlvolle, sozialromantische Alt-68er, sie, die rationale Unternehmensberaterin, die bei einem großen Outsourcing-Projekt in Rumänien versucht aufzusteigen, und sich in einer Männerdomäne zu behaupten. Winfried verwandelt sich daraufhin in sein leicht verrücktes Alter Ego namens Toni Erdmann, um Ines aus der Reserve zu locken. Vater und Tochter stecken in einer Sackgasse, und es kommt zum Eklat zwischen den beiden. Doch Vater und Tochter machen eine verblüffende Entdeckung: Je härter sie aneinander geraten, desto näher kommen sie sich.

Mit warmen und charmanten Witz erzählt Ades Film  eine präzise beobachtende, mutige, brillant gespielte, manchmal kaum auszuhaltenden, aber beglückende Vater-Tochter-Geschichte. Nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen Filmkunst hat der Film gut gefallen. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören der Europäische Filmpreis und eine Oscar-Nominierung.